Ich geb’s gerne zu: Ich hab eine ausgeprägte Schwäche für Popcorn-Kino. Explosionen, coole Sprüche, ein bissl Spionage dazwischen. Perfekto. Aber was zum Teufel ist bei Mission Impossible 2 passiert? Ich meine, habt ihr euch den Film in letzter Zeit mal wieder angeschaut? Das ist kein Mission Impossible, viel eher ein missglückter James-Bond-Verschnitt auf Koffein mit zu viel Haarspray. Aber gehen wir das Chaos von vorne an. Und yapp, ich weiss, ich habe erst neulich über den ersten Mission Impossible geschrieben. Denke, dass das jetzt eine ReWatch Serie von mir auf meinem Mottinger Blog wird.
Schon der Anfang hat mich rausgerissen. Ethan Hunt, unser Profi-Agent mit kühlem Kopf, klettert plötzlich wie ein Adrenalinjunkie völlig unnötig auf Felsen herum. Ohne Sicherung. In der Wüste. Für was genau eigentlich? Für die Show? Weil’s geil ausschaut im Trailer? Tom Cruise halt, I know, I know, der macht seine Stunts selber, Respekt. Aber irgendwann wird’s absurd. Hab die Szene auch für meine kleine Skizze hier genommen. Weil’s mich irgendwie fasziniert.
Dann kommt diese Szene mit der Sonnenbrille, die er dramatisch in die Kamera schmeißt, bevor sie explodiert. Und im Hintergrund dröhnt Limp Bizkit. Ja genau, Limp Bizkit. Als ich damals das zum ersten Mal gesehen hab, hab ich kurz geglaubt, ich wär in nem MTV-Musikvideo aus dem Jahr 2000 gelandet. Auf EW kann man paar Hintergründe zum Soundtrack nachlesen. Auch interessant.
Die ganze Story wirkt wie von einer Marketingagentur entworfen, die sich gedacht hat: „Was war cool letztes Jahr? Matrix? Okay, mach ma auch so. Ledermäntel, Slowmo, Sonnenbrillen. Zack, fertig.“ Nur leider ohne Substanz. Statt raffinierter Spionage mit cleverem Teamwork wie im ersten Teil, gibt’s hier Maskenwechsel im Minutentakt. Ich hab irgendwann komplett den Überblick verloren, wer jetzt wen gespielt hat. Ehrlich, diese Masken-Geschichte wurde so übertrieben, ich hab fast erwartet, dass am Ende rauskommt, dass ich auch ne Maske trag.
Und dann die Love Story. Ich weiß, Ethan ist auch nur ein Mensch, aber nach fünf Minuten schon mit der Ex vom Bösewicht ins Bett zu steigen? Srsly? Das war so klischeehaft, ich hab fast drauf gewartet, dass Barry White im Hintergrund anfängt zu singen. Ethan Hunt mutiert zum Möchtegern-Bond mit Sahnehaube.
Die Actionszenen, das muss man sagen, sind visuell beeindruckend. Klar, John Woo kann Action. Die Zeitlupen, die Tauben, das Motorradduell mit anschließendem Luft-Clash. Alles dabei. Aber es wirkt einfach zuuuu gewollt cool. Zu bemüht episch. Erschwerend dazu nimmt sich der Film todernst. Keine Spur von Selbstironie. Und das bei Szenen, die so drüber sind, dass ich eigentlich nur noch lachen konnte.
Was mir aber wirklich gefehlt hat, war das Herz des Franchises. Dieses „Teamwork-makes-the-dream-work“-Gefühl, das raffinierte Planen, dieses Gefühl von Spannung und Unsicherheit. Stattdessen kriegt man einen überstilisierten Actionfilm mit Tom Cruise als Supermodel-Agent. Und das Team? Hat fast nix zu tun. Luther ist halt da, weil man ihn kennt. Der andere? Keine Ahnung mehr, wie der hieß. Wahrscheinlich stand im Drehbuch nur „Hubschrauberpilot“.
Ich versteh schon, das war damals eine Phase. Actionkino musste drüber sein. Aber Mission Impossible 2 ist für mich wie ein pubertierender Teenager, der sich viel zu ernst nimmt, obwohl alle um ihn herum kichern.
Aber hey, wenn ihr einen nostalgischen Trip ins Jahr 2000 wollt, mit Sonnenbrillen, viel Wind in den Haaren und Rockmusik im Hintergrund, dann gönnt euch MI2. Mit einem Bier in der Hand und der richtigen Einstellung kann man sich sogar köstlich drüber amüsieren.
Ich bin gespannt: Was sagt ihr zu MI2? Kult oder kompletter Quatsch? Schreibt’s mir gern. Ich les mit einem Grinser.