Ich muss euch gleich mal was beichten: Ich hab den allerersten Mission Impossible Streifen nie so richtig gemocht. So. Jetzt ist es raus. Don’t hate me. Haha. Ich weiß eh, das klingt nach Filmblasphemie, aber was soll’s. Wir sind ja unter uns. Für mich war bzw ist der erste Teil immer noch der seltsame Onkel, der bei Familienfesten zu viel Rotwein trinkt und dann zu laut über Verschwörungen redet. Man weiß, er gehört zur Familie, aber irgendwie wirklich sympathisch war er mir nie. Bis eben jetzt.
Denn ich hab mir den alten Schinken mal wieder reingezogen. Und verdammt, irgendwie hat’s geklickt. Vielleicht liegt’s am Alter, vielleicht an der Allergie-Medikation (wer weiß das schon), aber plötzlich ist dieser Agenten-Thriller von Brian De Palma wie ein Rotwein, der doch besser schmeckt, als man’s erwartet hat. Ein bissl altmodisch, zu einem gewissen Teil bissl schräg, aber dann doch mit richtig viel Charakter.
Damals, 1996, war Tom Cruise noch kein verrückter Stunt-Prophet, sondern ein charmanter Jungspund mit sehr viel Kinn und sehr wenig Muskelmasse. Kein Mensch dachte damals: „Der wird mal auf Flugzeugen stehen und Züge in die Luft jagen.“ Und genau das ist das Witzige. In Teil eins feuert er kein einziges Mal eine Waffe ab. Kein Scherz. Zero Ballerei. Stattdessen kriegen wir dunkle Gassen, paranoide Gespräche in Telefonzellen und ein Film-Noir-Feeling, dass man fast glaubt, Humphrey Bogart taucht gleich auf.
Die Handlung? Naja. Typer 90er halt. Ein Team stirbt, Cruise schaut traurig, wird verdächtigt, flüchtet, trifft auf Max (übrigens eine Frau, was für ein plot twist damals haha!), bricht bei der CIA ein und bastelt mit Kaugummi eine Bombe. Ich mein, come on. Der Kaugummi ist rot-grün und explodiert. Das ist der Stoff, aus dem Internet-Memes gemacht werden. Aber trotz aller dieser Absurditäten funktioniert’s. Weil’s ernst gemeint ist. Weil Tom Cruise wirklich glaubt, dass das, was er da tut, die Welt retten könnte. Und weil Brian De Palma einfach weiß, wie man Spannung aufbaut.
Die Szene im CIA-Archiv in Langley ist eh Kult. Tom hängt an einem Seil, der Schweiß tropft, keine Musik, kein Gerede, einfach nur pure Anspannung. Ich hab beim Rewatch gestern Abend fast mein Popcorn verschluckt. Und dann der Twist mit Jim Phelps? Uff. Ich mein, wer zur Hölle macht aus dem Serien-Helden den Schurken? Genau das meine ich: Der Film hat Eier. Große, dicke, mutige Eier. Und ich kann gar nicht glauben, dass ich das jemals über einen Blockbuster gesagt hab.
Kleiner Mottinger Fun Fact für euch alle: Peter Graves, der Original Jim Phelps au der TV Serie, lehnte es ab, seine Rolle für Mission Impossible zu wiederholen, da er partout nicht wollte, dass seine Figur böse wird. Er erklärte außerdem, selbst wenn er zustimmen könnte, wolle er am Ende nicht „sterben“. Er zog damals den kürzeren. Die Rolle ging an Jon Voight.
Was mich richtig gekickt hat, war diese Mischung aus Retro-Charme und Hightech-Naivität. Damals hat man noch Mails verschickt, ohne dass die NSA gleich einen Besuch vorbei schickt. Und dass man Bibelverse als Geheimcodes benutzt? Come on. Ein bissl absurd, aber genau das macht’s liebenswert.
Und ja, der Film hat seine Schwächen. Claire ist eine ziemliche Nullnummer, Jean Reno ist eher unterfordert und einige Plot-Punkte schreien nach einem Drehbuch-Workshop. Aber ja, was soll’s. Der Film traute sich damals was. Und das verdient Respekt.
Also ja, ich geb’s zu. Mission Impossible ist besser als ich ihn in Erinnerung hatte. Und vielleicht, ganz vielleicht, hat der Film einen kleinen Platz in meinem cineastischen Herz verdient. Nicht wegen der Action, sondern wegen dem Mut, etwas Eigenes zu sein. Ich zieh meinen imaginären Hut und flüstere ins Mikro: „This blogpost will self-destruct in five seconds.“