Ich hab mich neulich wieder mal gefragt: Wann ist eigentlich alles so schräg in unserer Gesellschaft geworden? Irgendwo sind wir als Menschheit falsch abgebogen, oder?
Ich mein, klar, die Welt verändert sich ständig. Aber was da im Moment auf Social Media abgeht, hat schon einen ganz eigenen wirklich schalen Beigeschmack. Ich scroll durch meinen Feed und was seh ich? Wieder irgendein Influencer, der ein Reel postet, weil der Bordservice bei Lufthansa angeblich sein Leben zerstört hat. Und ich denk mir: Really?
Es ist ja nicht so, dass ich kein Verständnis für Beschwerden hab. Manchmal läuft wirklich was schief und man sollte das auch sagen dürfen. Aber was da aktuell im Netz so abgeht, ist oft weniger „berechtigte Kritik“ sondern viel mehr „gekränktes Ego in HD mit Beautyfilter und wackeliger Storytime-Musik“.
Ich mein, nimm zum Beispiel diese Sache mit der Handpan. Lola Weipert (eh bekannt aus Temptation Island) will das UFO-Ding als Handgepäck mitnehmen. Lufthansa sagt nein, sie soll’s aufgeben. Drama pur. Statt einfach zu sagen: „Eh blöd gelaufen“, haut sie einfach mal ein dramatisches Video raus. Mit Hashtags, Vorwürfen und dieser typischen „Ich liebe euch ja eigentlich, aber…“-Energie. C’mon, es geht um ein Instrument, nicht um deine Menschenrechte. Halt mal den Ball flach bitte. HNA hat auch drüber berichtet.
Und genau das ist das Problem: Alles wird zum öffentlichen Spektakel gemacht. Wenn dein Handy leer ist und du bei Action kein Ladegerät nutzen darfst, dann schimpfst du nicht leise vor dich hin. Nein, du drehst auf dem Parkplatz ein Wutvideo und beschwerst dich über fehlende Empathie. Ich find’s fast schon ironisch. Influencer, die ständig nach Wertschätzung schreien, behandeln andere Menschen oft wie Requisiten in ihrer persönlichen Dramaserie.
Was mir dabei so sauer aufstößt: Diese Leute haben Einfluss. Und Reichweite. Und sie wissen das. Also wird die Empörung strategisch eingesetzt. Kritik ist nicht mehr dazu da, etwas zu verbessern, sondern um Klicks zu generieren. Es geht nicht um Veränderung, sondern ums eigene Image. Und wenn das nicht glattpoliert ist wie ein Gucci-Gürtel, dann wird eben ein Schuldiger gesucht.
Ein besonders absurder Moment war für mich dieser Auftritt von Tim, als er in keinen Club reinkam und sofort mit dem Handy loslegte. Der Vorwurf: Homophobie. Ohne Kontext, ohne Gegenseite, einfach raus damit. Vielleicht war’s so, vielleicht auch nicht. Aber statt Klarheit gab’s nur Drama mit Berliner Luft-Shot. Was bleibt, ist Unsicherheit und der fade Nachgeschmack, dass es vielleicht gar nicht ums Thema ging, sondern darum, der gekränkte Star zu sein.
Und das alles erinnert mich an diese eine Folge von Black Mirror, wo jeder Mensch ständig bewertet wird. Genau da sind wir doch längst angekommen. Wenn du nicht sofort bekommst, was du willst, wird der Name des Ladens gepostet, das Logo markiert und die Community aufgehetzt. Und das, weil dein ego mal nicht gestreichelt wurde. Wer erinnert sich noch an die Geschichte mit Gil Ofarim? Gleiches Muster!
Ich hab echt nix gegen ehrliche Meinungen. Aber wenn jede Nichtigkeit zum Social-Media-Krieg erklärt wird, dann verlieren wir irgendwann den Blick für die echten Themen. Denn ganz ehrlich, dass du deine Handpan nicht mitnehmen darfst oder dein Ladekabel nicht benutzen kannst, ist kein gesellschaftliches Problem. Das ist Pech. Und kein Grund, ein Reel zu drehen, bei dem du so tust, als wärst du grad aus einem brennenden Haus gerannt.
Also Leute, bevor ihr das nächste Mal jemanden wegen einer Bagatelle „exposed“, fragt euch: Ist das wirklich so wichtig? Oder geht’s grad eher um die nächste Storytime mit Shitstorm-Potenzial? Wär doch schön, wenn wir unsere Reichweite mal wieder dafür nutzen würden, was zu verändern. Nicht nur uns selbst in Szene zu setzen.