Ich weiß, ich weiß: „Remakes sind Müll!“, „Hollywood hat keine Ideen mehr!“, „Lasst die Klassiker in Ruh!“. Alles definitiv schon tausend Mal gehört. Aber was, wenn ich euch sage, dass es einige Film Remakes gibt, die nicht nur mithalten können, sondern ihre Originale regelrecht in den Schatten stellen? Ich rede nicht von halbgaren Reboots oder sinnlosen Reimaginings, wie wir sie aus den letzten Monaten und Jahren kennen, sondern von echten Perlen. Filme, bei denen ich mir denke: Ja, verdammt, gebt mir das Remake, schmeißt das Original in die Tonne!
Und ganz oben auf meiner Liste? Heat und Scarface. Zwei Filme, die ich jederzeit gegen ihre „Ursprungsfassungen“ eintausche, ohne mit der Wimper zu zucken. Viele werden wahrscheinlich gar nicht mal wissen, dass diese beiden Meisterwerke Remakes sind.
Heat, Baby. Michael Manns Meisterwerk von 1995 ist streng genommen ein Remake seines eigenen TV-Films L.A. Takedown. Klingt erstmal wie: aha, Eigenplagiat. Aber dann kommt das Ding mit Pacino und De Niro und du weißt: das ist großes Kino. Diese Banküberfall-Szene (mit einem wirklich grandiosen Val Kilmer, RIP) allein gehört in jedes Museum der Filmgeschichte. Und der Dialog zwischen Cop und Verbrecher? Einfach nur Gänsehaut. Zwei Männer, die auf unterschiedlichen Seiten stehen, aber im Grunde gleich sind, beide besessen, beide bereit, alles zu verlieren. Das ist keine simple Polizei-gegen-Gangster-Nummer. Das ist Oper. Mit Maschinengewehren. Übrigens hat euer Mottinger genau über diese berühmte Diner Szene zwischen Al Pacino und Robert De Niro bereits seinen Senf abgegeben.
Und dann ist da Scarface. Wer heute noch glaubt, dass Brian De Palmas Version nur wegen Al Pacinos Overacting funktioniert, der hat den Film nicht verstanden. Der Originalfilm von 1932? Klar, ein Klassiker, aber bitte: kein Vergleich. Tony Montana ist eine popkulturelle Naturgewalt. Von „Say hello to my little friend“ bis zur Ästhetik in GTA: Vice City. Das Remake ist Kult. Hart, überdreht, ikonisch. Und das meine ich liebevoll. Wer diesen Film ohne ein breites Grinsen schaut, hat kein Herz für Kino.
Aber ich wär nicht ich, wenn ich nicht noch ein paar andere Knaller erwähnen würde. Denn Leute, The Thing? Ein Paradebeispiel dafür, wie ein Monsterfilm aus den 50ern durch John Carpenter zum absoluten Mindfuck mutiert ist. Die praktischen Effekte sind so gut, dass ich beim Zuschauen schwitze, als wär ich selbst in der Antarktis. Und das Ende? Perfekt offen. Rätselhafter als meine Ex.
Oder The Fly von Cronenberg. Habe ich zum ersten Mal auf der Viennale 2015 gesehen. Wer hätte gedacht, dass ein Film über einen Typen, der sich in eine Fliege verwandelt, so viel Gefühl, Horror und Ekel unter einen Hut bringt? Jeff Goldblum zerfällt mit Stil.
Und Dawn of the Dead, Leute. Zack Snyder vor dem ganzen DC-Kuddelmuddel. Schnell, brutal, stylish. Ein Zombie-Film, bei dem ich immer wieder denke: „Warum macht der Kerl nicht einfach mehr davon?“ Der Humor, die Action, der Soundtrack, sitzt.
Ach ja, King Kong aus 2005. Peter Jackson hat sich nach Herr der Ringe gedacht: „Na, jetzt zeig ich euch, wie man ein Remake macht, das nach Kino riecht.“ Hat er geschafft. Skull Island war noch nie so abgefahren, das Biest noch nie so menschlich. Ich geb’s zu, ich hatte Tränen in den Augen. Bei einem Affen.
Und Dune? Ich bin kein Lynch-Hater, aber was Villeneuve da auf die Leinwand gezaubert hat, ist ein Sci-Fi-Märchen für Erwachsene. Episch, kompromisslos, bildgewaltig. Graniosest. Wenn das Kino stirbt, dann bitte mit einem Film wie Dune als letzter Erinnerung.
Klar, nicht alle Remakes sind gut. Manche gehören auf den Scheiterhaufen der Filmgeschichte. Aber die da oben? Die beweisen, dass es sich manchmal lohnt, das Alte loszulassen und was Neues zu wagen.
Und damit entlasse ich euch in den nächsten Filmabend. Vielleicht heute am Ostersonntag sogar mit einem dieser Remakes. Falls ihr Scarface schon kennt, schaut ihn nochmal. Falls ihr Heat noch nie gesehen habt: sofort nachholen. Und falls ihr anderer Meinung seid, nur her damit. Ich liebe gute Diskussionen (solang keiner „Ghostbusters 2016“ erwähnt, dann hör ich auf zu lesen).