Kleiner Rant vom Mottinger heute am schönen Samstag Morgen. Streaming war mal dieser Held, der Piraterie töten sollte. Doch in all den letzten Jahren hat er sie (unfreiwillig natürlichst) wiederbelebt, mit Anlauf und einem zwinkernden „Arrr“.
Als Netflix damals noch DVDs verschickt hat (ja, ich bin leider leider alt genug, um mich daran zu erinnern), fühlte sich Streaming wie die Revolution an, auf die wir alle gewartet haben. Kein mühsames Runterladen mehr, kein Herumärgern mit kaputten Torrents oder russischen Untertiteln, die mit dem Ton nix zu tun hatten. Ein Klick und schon lief der Film. Und das für ein paar Euro im Monat? Traumhaft. Glaubt mir, damals hat jeder mit einem dicken Lächeln die monatlichen Gebühren an Netflix gezahlt.
Fast forward ins Jahr 2025: ich will „Severance“ schauen, brauch ich Apple TV. „The Office“ nochmal durchbingen? Nope, nicht mehr auf Netflix, sondern auf irgendwas, das wie ein Vogel klingt, Peacock. Geht’s noch? Mein Lieblingsspiel? Zerhackt auf drei Anbieter, einer davon will meine Kreditkartendaten und meine Seele. What the actual FUCK?
Es ist wirklich wie ein Rückfall in die 2000er, nur mit besserem Internet. Aber es ist derselbe Frust.
Ich mein, wie bitte soll man da noch durchblicken? Jedes Mal, wenn ich einen bestimmten Film suche, lande ich erstmal auf Google, dann auf Reddit, dann bei irgendeiner Seite mit irgendeinem dubiosen Namen und spätestens da denk ich mir: Wenn ich schon so viel Aufwand betreiben muss, warum nicht gleich wieder piraten? Ist ja scheinbar einfacher.
Und ich bin echt kein Fan von Piraterie. Nicht der Mottinger. Wirklich. Ich mag das Gefühl, Künstler:innen zu unterstützen, Serienmacher:innen, die ihre Seele in so ein Projekt stecken. Aber was die Streamingdienste derzeit mal wieder abziehen, ist fast schon frech und grenzt an Perversion.
Abos werden teurer, Inhalte verschwinden plötzlich wie Socken in der Waschmaschine, und für Serien, in die man emotional investiert ist, braucht man bald ein Abo, das mehr kostet als mein Wocheneinkauf. Und wer denkt sich bitte: „Hey, du hast dafür gezahlt, aber Überraschung. Wir haben das aus dem Katalog gelöscht. Deal with it.“?
Das alles erinnert mich stark an den iTunes-Moment. Damals hat man der Musikindustrie auch erst zeigen müssen, dass Leute nicht nur piraten, weil sie geizig sind, sondern weil’s einfach leichter war. Dann kam Spotify, und siehe da: Piraterie wurde unsexy. Wer wollte schon nervige Viren und halbe Tracks, wenn man für 10 Euro im Monat ALLES hören konnte?
Warum klappt das nicht bei Serien und Filmen? Stattdessen haben wir jetzt 10 Dienste, jeder mit 3 guten Serien, und jeder will 15 Euro. Und dann wundert sich die Industrie, dass Leute sich wieder Richtung Bucht mit Totenkopfflagge orientieren.
Ich versteh’s ja, Content kostet Geld. Aber wenn ich monatlich 70 Euro zahlen muss, nur um das Gefühl zu haben, nix zu verpassen, läuft was schief. Kein Wunder, dass laut aktuellen Zahlen mehr als die Hälfte der Gen Z und Millennials ihre Abos schon gekündigt haben. Ich glaub, ich bin nächster.
Weißt eh, zuerst denkst dir: Ich kündig nur schnell nach Stranger Things. Dann kommt was Neues auf Disney+. Dann will wer unbedingt was auf Paramount+ schauen. Und zack bist wieder bei vier Abos und einem Kontoauszug, der ausschaut wie ein Streaming-Buffet mit Preisschild.
Es wär doch so einfach: eine Plattform, fairer Preis, alle Inhalte. Oder zumindest die Möglichkeit, flexibel und günstig einzelne Sachen zu kaufen oder zu leihen. Aber nein. Stattdessen kriegen wir Werbung mitten in bezahlten Abos (ja, Bezos, du Schlingel, ich schau dich an) und Apps, die wie die Innenstadt am Samstag wirken: überfüllt, laut und voller Frust.
Wisst’s was? Wenn die Industrie uns keine besseren Alternativen anbietet, werden die Piraten halt wieder das machen, was sie am besten können: alles verfügbar machen. Gratis. Ohne Blabla. Und ja, das ist illegal. Aber wenn die legale Variante uns ständig auf der Nase herumtanzt, wird’s halt schwierig, moralisch zu bleiben.
Vielleicht bin ich ein bissl romantisch, aber ich glaub, es geht besser. Streaming war mal richtig gut. Und es kann’s wieder sein, wenn die Konzerne aufhören, uns wie wandelnde Geldbörsen zu behandeln und wieder anfangen, uns wie Fans zu sehen. Also liebe Streaming-Giganten: Macht’s es einfach. Oder wundert euch nicht, wenn wir wieder anfangen, auf Schatzsuche zu gehen. Hugh, ich habe gesprochen!