Mottinger's Meinung

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Ist MI3 eigentlich nur eine Alias-Folge in Kinoqualität?

Vorne vorweg. Mission Impossible 3 ist der erste Film der Reihe, der mehr kann als nur Action, Explosionen und Tom Cruise im Dauer-Lauf-Modus. Und das sag ich als jemand, der beim Anblick von JJ Abrams normalerweise eher dann doch die Augen verdreht als vor Vorfreude hüpft. Aber dieser dritte Teil? Der ist eine verdammt gut inszenierte Fernsehfolge mit Kinobudget. Und ich meine das gar nicht mal negativ. Im Gegenteil sogar. Lasst mich ausführen.

Ich mein, klar, der Typ hat damals noch nicht einen einzigen Kinofilm gemacht. Null Leinwand-Erfahrung. Aber was er hatte, war dieser typische Serien-Charme. Diese Art, Figuren nahbar zu machen, Spannung nicht nur durch Explosionen, sondern durch Dialoge und persönliche Konflikte aufzubauen. Wer Alias geschaut hat, weiß genau, wovon ich rede. Und JJ? Der hat das alles genommen, ein bissl Bond-Glitzer draufgeworfen und draus den Mission Impossible Film gemacht, den wir nach dem peinlich-stilisierten zweiten Teil wirklich dringend und händeringend gebraucht haben.

Der Einstieg allein: Boom. Keine lange Einführung. Wir sehen Ethan Hunt gefesselt, gegenüber seine Frau, und Philip Seymour Hoffman, der Bad Guy schlechthin (sag übrigens nicht nur ich!), zählt langsam runter. Du weißt sofort: Jetzt geht’s ans Eingemachte. Und mit jedem Wort dieses Bösewichts denkt man sich nur: Wieso zur Hölle kriegen wir nicht öfter solche Antagonisten?! Kalt, bedrohlich, unberechenbar. Und kein Supervillain mit Laserkanone oder Weltuntergangsplan, sondern einfach ein eiskalter Waffendealer, der genau weiß, wie er Druck machen kann. Hoffman war hier einfach grandios, ich vermiss den Typen echt.

Was den Film so gut macht, ist dieses Unerwartete. Klar, es gibt Action: Helikopterverfolgung, Vatikan-Einbruch (mit einer bezaubernden Maggie Q btw), eine explodierende Brücke und ein Basejump von einem Hochhaus in Shanghai (weil eh, Tom Cruise). Aber was bleibt, ist diese Menschlichkeit. Ethan ist auf einmal nicht mehr der aalglatte Überagent, sondern ein Kerl mit echten Gefühlen, mit einer Verlobten, mit Schwächen. Zum ersten Mal hab ich ihm wirklich abgenommen, dass da mehr hinter den stahlblauen Augen steckt als nur ein Ego, das auf 120% läuft.

Und dann das Tempo! Der Film rennt, springt, stolpert, fängt sich wieder, ohne dass man je das Gefühl hat, den Überblick zu verlieren. Jeder Act bringt was Neues und jedes Mal denkst du dir: Na gut, jetzt kann nix mehr kommen aber dann zündet JJ noch ein Feuerwerk. Und dabei blitzt ständig dieses Alias-Feeling durch, ob’s nun die Flashbacks sind, die emotionalen Einschläge oder die nerdige Tech-Geek-Performance von Simon Pegg (der Marshall für Arme, aber auf seine eigene Weise genial).

Natürlich ist auch hier mal wieder einiges drüber. Diese ganze Hasenpfote-Sache? So eine klassische JJ Mystery Box, wo man sich am Schluss denkt: Und was war das jetzt genau? Ja, eh, keiner weiß es. Aber irgendwie ist das auch okay. Nicht alles muss erklärt werden. Manchmal reicht es, wenn’s einfach funktioniert. Und das tut’s in diesem Fall.

Der dritte Teil war der Neuanfang, den die Reihe gebraucht hat. Weg von diesem Bond-auf-Koks-Vibe vom zweiten Teil, hin zu einer eigenen Identität. Ein Ethan Hunt, den man versteht. Ein Film, der mehr will als nur Style. Und ein Franchise, das endlich wieder in die Spur kommt.

Zwei Mottinger Daumen nach oben, mit extra Schwung. JJ, du hast’s echt geschafft. Ich mein, Star Wars verzeih ich dir nie, aber das hier? Das war stark. Wenn du den Film noch nicht gesehen hast oder ihn lange gemieden hast, weil du dachtest „JJ Abrams? Echt jetzt?“, gib ihm eine Chance. Vielleicht findest du, wie ich, darin mehr als nur Actionkino. Vielleicht entdeckst du sogar deinen Lieblings-Ethan. Trau dich einfach.

P.S: Wer noch was nachlesen will, meine Rewatches zu Teil 1 und Teil 2 sind auch schon auf meinem Blog. Teil 4 kommt bald.